Blechspielzeugproduktion in Deutschland, Frankreich, Spanien 1813-1920
Aufgrund der rapiden Entwicklung der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts sowie der ersten deutschen öffentlichen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth 1835 mit dem "Adler" fingen Klein-und Familienunternehmen an, Blechspielzeug aus Weißblech un Zinn herzustellen.
Inspiriert wurde die Spielzeug Produktion zudem von der Erfindung der Dampfmaschine von James Watt um 1769. So wurden auch schon Ende des 18. Jahrhunderts Dampfmaschinen zu Modellzwecken hergestellt, welche handwerklich so präzise gefertigt wurden, dass sie richtig mit Wasserdampf funktionierten. Mit eingeleitet wurde die Blechspielzeugproduktion durch anfangs meist Familienunternehmen wie z.B. mit der Gründung von Rock & Graner 1813 in Biberach, welche anfänglich überwiegend unlackierte Blechhaushaltswaren sowie einfaches Puppenblechspielzeug herstellten.
Mit der Weltausstellung 1851 in London präsentierte Rock & Graner schon verschiedene Blechspielzeuge, wie aus Blech hergestellte Spielzeugkanonen, Pferdekutschen, einfache Bodenläuferzüge ohne Antrieb, einfache Blechschiffe, Puppenküchen und Zubehör. Firmen wir Lutz gegründet 1844 in Ellwangen, Büchner um 1836 in Nürnberg u.v.a. ergänzten auf sehr ähnliche Produktionsinhalte eine immer größere Anzahl an Herstellerfirmen für Blechspielzeuge.
Mit der Firmengründung von Gebrüder Märklin in 1859 wurde ein Meilenstein des Erfolgs gesetzt, der bis haute Bestand hat. Puppenspielzeug aus Blech, später ab ca. 1890 buntlackierte Eisenbahnen als Bodenläufer, sowie mit Uhrwerk und Dampfantrieb und ab ca. 1900 mit der damals teuersten Variante dem Elektroantrieb, brach eine große Erfolgsära an. Man produzierte inzwischen Eisenbahnen in verschiedenen Spurweiten, Zubehör für Eisenbahnen, Pferdekutschen, Burgen, Automobile, Flugobjekte, Dampfmaschinen, Antriebsteile u.s.w. Es gab kaum Spielzeug was Märklin nicht herstellte. Fast alles aus Blech, Holz wurde eher selten von dieser Firma verwendet. Die Blechspielzeuge wurden von Hand sauber verlötet, meist mit einer der schon genannten Antriebsart versehen und feinst handlackiert.
Zu den bedeutesten französischen Firmen sollte man die Blechspielzeughersteller von Maltête et Parant um 1866, Tantet et Manon um 1879, F.V. um 1859, Dessen seit 1822, Portier 1876, Emile Sander 1882, J. Carron 1856 nennen. Diese Firmen sind besonders durch die filigrane und sehr detailgetreue, bunte Herstellung von Blechspielzeugeisenbahnen, Schiffen, Autos, Kutschen bekannt geworden. Frühe Exponate vor der Jahrhundertwende in gutem Zustand sind heute schon schwer zu finden, da das Blech meist nicht grundiert wurde und so der Decklack bei nicht perfekter Lagerung ausgetrocknet war und großflächig abplatzte.
Ab Mitte-Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland viele andere Firmen, welche sich auf die Herstellung von Blechspielzeugen spezialisierten. Die Angebotspalette wurde immer umfangreicher. Es gab inzwischen Dampfmaschinen, Heißluftmotore, Gasmotore, Dampfturbinen, in sehr unterschiedlichen Ausführungen, viele verschiedene Antriebsteile, Autos, Motorräder, Blechfiguren, Blechkutschen, alle Arten von Flugobjekten, wunderschöne Blechschiffe, traumhafte Eisenbahnen, und das entsprechende Zubehör u.s.w. Das waren Firmen wie Gebrüder Bing, gegründet 1866, Jean Schoenner, gegründet 1875, Georges Carette, gegründet 1886, Ernst Planck, gegründet 1866, Leonhard Staudt, gegründet 1867, Siegfried Günthermann, gegründet 1877, Georg Fischer, gegründet 1903, Karl Bub, gegründet 1851, Johann Andreas Issmayer, gegründet 1820 u.v. andere.
Alle diese Firmen waren in-und um Nürnberg ansässig und profitierten durch die nahen Zinnminen zur Materialbeschaffung der Blechspielzeuge. Was Mitte des 19. Jahrhunderts noch fast alles Handarbeit war, von dem Zuschneiden der einzelnen Bleche, über die Verlötung und letztendlich zur Fertigstellung durch kunstvolle Handlackierung, änderte sich mit der zunehmenden Entwicklung und Modernisierung der einzelnen Firmen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Durch Lithographie-Blechdruck wurde teilweise die Handlackierung ergänzt, was vielen günstigen Spielzeugen ein sehr lebendiges Gefühl vermittelte.
Auch wurden die einzelnen bedruckten Bleche durch Laschen miteinander verbunden und nicht durch Löttechnik. Ernst Paul Lehmann, gegründet 1881 in Brandenburg war ein exzellenter Hersteller mit lithographiertem Blech.
Die hochwertige, handverlötete und letztendliche Handlackierung wurden beibehalten, war aber meistens mehr für das gehobene Bürgertum. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914 wurde jetzt schon in immer größeren Stückzahlen und Serien produziert. Mehr und mehr übernahmen Spezialschneidemaschinen-und Pressen die Arbeit der Arbeiter. Man exportierte mittlerweile weltweit, die USA was aber ein Land wo am meisten verkauft wurden war. Zu guter letzt möchte ich noch auf die Blechspielzeugmanufaktur aus Spanien hinweisen. Hispania, gegründet 1890 in Barcelona, stellte wunderschöne handlackierte Pferdekutschen, Automobile, Schiffe in feinster Handarbeiterekunst her. Eher was für betuchte Familien der Kaiserzeit.
Auch Rico war eine interessante Spielzeugmanufaktur aus Ibi bei Alicante, welche 1916 gegründet wurde und überwiegend lithographiertes Blechspielzeug fertigte.
Die Firma Paya, gegründet 1906 auch in Ibi bei Alicante produziert nach wie vor Spielzeug und baut heute noch viele alte lithographierte Blechspielzeuge aus den 1930er Jahren nach.